Miriam und ihr Crack Pie. Eine kurze Geschichte epischer Kuchenliebe.
Ich liege krank auf dem Sofa. Die Erkältung des Todes hat mich doch noch erwischt, nachdem ich mich wochenlang mit Ingwer Shots, Tee und Vitaminen gewehrt hatte. Nun geht einfach nichts mehr und ich verbringe meine Woche auf der Couch und schaue im Delirium Netflix. Die neue Staffel Grace & Frankie habe ich schon durch und ich entscheide mich für etwas Kulinarisches. Vielleicht sind meine Fieberträume dann wenigstens lecker.
Wie mir Christina Tosi im Fieberwahn erschien und mich anfixte
In meinem Halb-Schlaf-halb-Wahn-Zustand spricht aus dem Fernseher eine Frau zu mir. Es ist Christina Tosi, ihres Zeichens pastry chef und Gründerin der Milk Bar. Christina Tosi beschreibt in der ihr gewidmeten Folge von Chefs Table wie sie aus dem Nichts ihren berühmten Crack Pie kreierte und in meinem müden, matschigen Hirn legt sich irgendein Schalter um.
Ab diesem Moment beherrscht mich nur noch ein Gedanke: Crack Pie. Ich brauche Crack Pie. Ein Kuchen, der süchtig macht wie Crack. Ich bin mir eigentlich sicher, dass der Kuchen frühestens bei Verzehr süchtig machen kann und nicht, wenn man nur den Namen hört, aber so ist es. Alles, woran ich denken kann, ist Crack Pie.
Ich beschließe, meine ganze Energie für diesen Crack Pie aufzubringen und google das Rezept. Dann schicke ich uberhusband zunächst eine Einkaufsliste per Whatsapp. Denn auch wenn Christina Tosi den Crack Pie aus Zutaten, die sie eben in der Küche hatte, zusammenbastelte, haben wir in der Regel nicht derartig viele Eier und derartig viel Butter im Haus.
Das Backen beginnt
Kurze Zeit später kommt uberhusband mit meinen Zutaten nach Hause und mustert mich kritisch. Ich erkläre mit dem größtmöglichen Enthusiasmus, den man am Randes des Fieberwahns aufbringen kann, dass ich nun Crack Pie backen würde. Er guckt immer noch kritisch, lässt mich aber machen. Elfeinhalb Jahre mit mir haben ihn weise werden lassen.
Ich lege das Handy mit dem Rezept in die Küche und beginne mit der ersten Komponente: Ein Haferflockencookie (Rezept unten), aus dem später der Boden wird. Glücklicherweise lässt uberhusband mich immer noch in Ruhe, denn er hasst Keksboden abgrundtief. Wie würde er wohl reagieren, wenn er wüsste, dass ich extra einen Keks backe, um ihn anschließend zu zerkrümeln.
Mein skandierendes Matschhirn
Aber gut. Er lässt mich und meinen Crack Pie-Wahn in Ruhe. Ich schleppe mich zwischen Kühlschrank und Küchenmaschine hin und her. Ich muss mich immer wieder setzen und kurz schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich vielleicht besser auf dem Sofa liegen sollte. Aber sofort kommen wieder die beiden Worte, die mich antreiben, zu meiner Hilfe: Crack Pie! CRACK PIE! C R A C K P I E ! ! ! Mein Hirn skandiert während ich den Riesencookie schließlich in den Backofen schiebe und auf mein Sofa sinke.
Bevor ich mit der zweiten Komponente beginnen kann, muss der Riesencookie backen und komplett auskühlen. Genug Zeit, um auf dem Sofa zu entspannen – sofern man entspannen kann, während das Hirn nach einem Gebäck schreit. Schließlich ist es aber so weit: Ich kehre in die Küche zurück und mache aus meinem Cookie zwei Pie-Böden (siehe unten). Nachdem beide Pie-Formen zum Kühlen bereit stehen, beginne mit der Füllung (Rezept unten).
Überdenkt mal euer Leben, wenn ihr gesunden Kuchen esst
Ich kippe die geforderten Massen von Zucker und Butter und Eigelben zusammen und verrühre sie. Mein Hirn skandiert inzwischen nicht mehr, sondern denkt über all die seltsamen Leute nicht, die gerne gesünderen Kuchen, der nicht so süß ist, essen. Das finden mein Crack Pie-Hirn und ich ja vollkommen dämlich. Entweder essen wir Kuchen oder wir essen fettarmen Joghurt. Es gibt keine Notwendigkeit da irgendwas zu vermischen. Kuchen muss süß sein, Kuchen muss nicht gesund sein. Vom Crack Pie und der Krankheit getrieben schimpfe ich über Menschen, die das anders sehen, und wie die alle mal ihr Leben klar kriegen sollen, weil sie ja offensichtlich einen an der Waffel hätten.
Happy End
Ruckzuck ist die Füllung fertig und ich fülle die Hälfte in die erste Pie-Form und backe meinen Crack Pie. Wieder auf dem Sofa liegend mache ich ein kurzes Power Nap, das von zuckrig-buttrigen Träumen geprägt ist. Schließlich backe ich den zweiten Crack Pie und er sieht noch besser aus als der erste.
Leider kann ich mein Backwerk nicht unmittelbar danach probieren, denn er muss aus- und durchkühlen und sogar in den TK. Aber einige Stunden später ist es so weit: Ich probiere Crack Pie und er ist … wie Crack. All die Anstrengung und der Wahn haben sich gelohnt und ich kann nun glückselig darauf warten, dass ich wieder gesund bin.
Und nun das Rezept für den Crack Pie – darauf wartet ihr doch. (Ganz ehrlich, niemand will dieses Bloggergeplänkel lesen, oder?)
Für den Crack Pie braucht man zwei, bzw. drei Komponenten.
- den Riesencookie, der zu
- dem Pie-Boden wird, und
- die Füllung
Die hier angegebenen Mengen beziehen sich auf 2 Crack Pies und ich habe das Rezept in weiten Teilen von Christine Tosi übernommen.
Für den Cookie
115g weiche Butter
75g Brauner Zucker
40g Weißer Zucker
1 Eigelb
80g Dinkelmehl
120g Haferflocken
1/4 TL Backpulver
1 Prise Backsoda
1 Prise Salz
Zunächst Butter und Zucker vermischen, dann das Eigelb zugeben und weiter rühren. Die restlichen Zutaten nach und nach hinzufügen und zügig zu einem gleichmäßigen Teig verkneten. Die Masse auf ein Backblech mit Backmatte oder Backpapier streichen (ca. 1cm dick, muss nicht hübsch sein!) und ca. 15 Minuten bei 175 Grad backen. Komplett auskühlen lassen.
Für den Pie Boden
1 ausgekühlter Riesencookie von oben
50g Butter
15g Zucker
Den ausgekühlten Riesencookie im Universalzerkleinerer häckseln oder von Hand klein krümeln. Butter und Zucker hinzufügen, sodass ein Teig entsteht. Diesen in 2 Pie-Formen (ca. 22-24cm Durchmesser) drücken und kühl stellen.
Für die Füllung*
300g Weißer Zucker
150g Brauner Zucker
1-2 EL gesüßte Kondensmilch (statt Milchpulver*)
25g Maisgrieß (statt corn powder*)
1 geh. TL Salz
225g geschmolzene Butter
160g Sahne
1/2 TL Vanilleextrakt (kann man vermutlich auch durch gemahlene Vanille ersetzen)
8 Eigelb
* Hier musste ich im Vergleich zum Originalrezept zwei Zutaten ersetzen: Ich hatte weder Milchpulver noch corn powder, das irgendeine gefriergetrocknete Maissache zu sein scheint, die man nicht ohne weiteres überall bekommt. Hat aber auch mit meinem Ersatz geklappt.
Zuerst die trockenen Zutaten vermischen und dann nach und nach die Butter, die Sahne, den Vanilleextrakt und jedes Eigelb einzeln hinzufügen. Ganz langsam rühren, weil keine Luft untergehoben werden soll, bis die Masse schön einheitlich glänzt.
Gleich ist der Crack Pie fertig
Die Füllung gleichmäßig in beide Pie-Böden füllen und im vorgeheizten Ofen zunächst bei 175 Grad etwa 20 Minuten backen, dann die Temperatur auf 150 Grad reduzieren und etwa 15 Minuten weiter backen. Der Kuchen sollte schön braun sein, die Füllung sollte sich gesetzt haben, aber in der Mitte noch leicht flüssig /wabbelig sein. Im Internet findet man sehr, sehr unterschiedliche Backzeiten und selbst bei meinen zwei Pies, die ich direkt hintereinander gebacken habe, war sie absolut nicht identisch. Ich empfehle also den Kuchen sehr gut zu beobachten und die Backzeit individuell anzupassen.
Nach dem Backen muss der Kuchen auskühlen und, laut Christina Tosi, mindestens 3 Stunden oder die ganze Nacht in den TK. Das war für meinen etwas zu lang und er war komplett gefroren, aber er muss auf jeden Fall sehr kalt serviert werden. Der zweite Pie, den ich nicht angeschnitten habe, liegt übrigens noch im TK-Schrank und wartet auf seinen Einsatz.
goodbye and fernwell,
Miriam
* Dieser Beitrag enthält persönliche Empfehlungen (Unternehmen und Blogger) und wird deshalb als Werbung ohne Auftrag gekennzeichnet.
1 Comment
Sieht verdammt lecker aus! Aber wie war er denn? ich finde es komplett verrückt, dass du dich in deinem Zustand in die Küche gestellt hast. Bei mir geht gar nichts mehr, wenn ich erkältet bin. Gott sei Dank passiert das aber nur noch sehr selten. Ich nehme im Winter immer schon vorsorglich Vitamin D und Vitamin C zu mir. Seit ich das mache werde ich so gut wie gar nicht mehr krank. Toi toi toi, dass es auch so bleibt. 😉
Liebe Grüße
28. Februar 2019 at 22:56Miriam