Ich war ein wenig erstaunt darüber, dass das Foto mit dem Titel Hochzeitsgrauen zusammen mit den Geburtstagsgeschenken die zweitmeisten Stimmen bekam und wusste zunächst gar nicht, was ich dazu schreiben soll.
Denn ganz ehrlich – so schrecklich ich persönlich die Figuren auf dem Foto auch finde und so sehr ich der Meinung bin, dass nichtmal eine dicke Schicht Neon-Lack daraus noch etwas Gutes machen könnte: Solche Dinge sind nunmal Geschmackssache, darüber lässt sich nicht streiten und wenn jemand davon träumt, einen cellospielenden Miniaturbräutigam als Deko zu verwenden und voll und ganz hinter dieser Entscheidung steht: Go for it!!!
Das Thema hat nunmal so viele Stimmen gesammelt und deshalb werde ich es einfach etwas vom Bild lösen und Euch berichten, was für mich das allerschlimmste Hochzeitsgrauen ist bzw. war, andeuten, inwiefern es bei uns fast noch dazu kam und was mich daran gehindert hat, wenige Minuten vor der Trauung handgreiflich zu werden. Am Ende des Posts ist dann alles wieder gut, versprochen.
Ein allseits bekanntes Hochzeitsgrauen sind Leute, die sich ständig einmischen. Eine Hochzeit ist für alle Beteiligten (nicht nur das Brautpaar) eine hochemotionale Sache und jeder hat seine eigenen Vorstellungen. Deshalb ist ein bisschen Einmischung normal und man rechnet ja schon fast damit. Wie langweilig wäre es denn gewesen, wenn meine Mutter nicht ständig von der absoluten Notwendigkeit von Mini-Quiches für den Sektempfang gesprochen hätte. Es gab dann übrigens auch wirklich Quiche. Lecker!
Ein
bisschen schlimmer als Mini-Quiche-Liebhaber sind diejenigen, die sich
auch dann noch ständig einmischen, nachdem man ihnen mehrfach gesagt hat, dass man ihre Idee(n) nicht umsetzen wird. Nagut. Auch
solche Leute gibt es, die ignoriert man am besten, sagt jaja und lächelt.
bisschen schlimmer als Mini-Quiche-Liebhaber sind diejenigen, die sich
auch dann noch ständig einmischen, nachdem man ihnen mehrfach gesagt hat, dass man ihre Idee(n) nicht umsetzen wird. Nagut. Auch
solche Leute gibt es, die ignoriert man am besten, sagt jaja und lächelt.
Am allerschlimmsten finde ich aber diejenigen, die mit ihrer tollen Idee am Hochzeitstag als Überraschung um die Ecke kommen. Sowas ist bei uns passiert und ich meine damit nicht, dass ein Kind ein Lied auf der Blockflöte vorgespielt hat oder ich meinen Schuh hochhalten musste, um irgendwelche Fragen über das Eheleben zu beantworten. Auf sowas hätte ich auch keine Lust gehabt, aber es wäre notfalls noch ok gewesen. (Das hätte ich vorher übrigens ganz anders gesehen. Im Nachhinein weiß ich aber von diesem manisch-grinsenden Trancezustand, in den man als Braut irgendwann fällt!)
Nein, ich meine eine Überraschung, die wir als Brautpaar bei mehreren vorangegangenen Einmischungen klipp und klar abgelehnt hatten. Eine Überraschung mit perfektem Timing: Weniger als zehn Minuten vor der Trauung, wir standen schon vor dem Standesamt, wollte ein Familienmitglied die Trauung noch unbedingt ein bisschen in die Richtung lenken, die dieses Familienmitglied für die Richtige hält. Obwohl wir es vorher mehr als deutlich und mehr als ein Mal abgelehnt hatten.
Dass ich in diesem Moment nicht meinen Brautstrauß als Schlagstock missbraucht habe, hat eine glückliche Kombination verschiedener Umstände bewirkt:
1. Wir waren vorher schon ein oder zwei Stunden mit Fotos machen beschäftigt und ich war bereits in der manisch-grinsenden Hochzeitstrance.
2. Mein (damals noch zukünftiger) Ehemann stand neben mir und flüsterte leiste „Atme weiter. Bleib ruhig. Wir machen alles wie geplant.“
3. Ich fand sofort einen harmlosen Anlass zum Ersatzausrasten, nämlich die Familie für’s Gruppenfoto zusammenzuscheuchen. Dabei konnte ich ein bisschen rummeckern, weil das natürlich alles nicht schnell genug ging.
Die Trauung und der Rest des Tages verliefen dann wie gewünscht, die Quiches waren nicht mini, aber lecker, niemand hat Blockflöte gespielt, eine Schleppe zum Drüberstolpern und Drauftreten hatte ich nicht und meine Schuhe hatte ich auch bis abends an.
Aber was will ich meinen Lesern und besonders denjenigen, die sich vielleicht für das Hochzeitsgrauen interessiert haben, weil sie auch bald heiraten, heute eigentlich sagen?
Vielleicht nur so viel, auch wenn es nichts Neues ist – für alle zukünftigen und bereits planenden Bräute als Beruhigung: Ihr werdet an Eurem Hochzeitstag alles viel lockerer sehen, als in den Wochen und Monaten der Planung. Irgendetwas, das Euch vielleicht jetzt gerade superwichtig vorkommt (und weshalb Euch hinter Eurem Rücken alle Bridezilla nennen), wird auf die eine oder andere Art schief gehen und es wird Euch egal sein, weil der Tag trotzdem perfekt ist! Und außerdem: 99,99% Eurer Familie und Freunde, die Ihr eingeladen habt, würden auch niemals auf so eine blöde Idee kommen und die Feier oder den Ablauf stören – im Gegenteil! Sie sind ja nicht umsonst Eure Gäste, von Euch handverlesen! Und selbst wenn etwas ganz Blödes passiert, wird Euer Herr Richtig (wie Lieschen so schön sagt) da sein und es wird ein wunderschöner Tag werden, weil Ihr vor Liebe fast platzt!
Und für alle Familienmitglieder, Trauzeugen, Freunde und Bekannte der Brautpaare: Wenn Ihr Euer Brautpaar überraschen wollt und eine nette, passende Idee habt, dann werden sich die Allermeisten sicher darüber freuen. Aber greift um Gottes Willen nicht ungefragt und kurzfristig in den geplanten Ablauf ein! Danke im Namen des Brautpaars.
10 Comments
Hallo Miri, super Beitrag! Ich kann glücklicherweise von keinem Hochzeitsgrauen berichten. Es war wirklich ein rundum perfekter Tag, mittlerweile auch schon wieder dreieinhalb Jahre her. Ich könnt' schon wieder, mit demselben Mann :')
Mit dem ein oder anderen "Kompromiss" oder besser gesagt, gut gemeinten Ratschlag, konnten wir leben und wir sind ihm gefolgt oder eben nicht.
Die einzige Panikattacke bekam ich, als ich zum zweiten(!) Mal ans Vorspeisen-Buffet schlenderte und es nichts mehr gab. Der Caterer hatte die Zahl unserer Gäste mit der einer anderen Hochzeit verwechselt und für ein paar Leute zu wenig gekocht. Es sind aber auch so wirklich alle satt geworden, geschmeckt hat es auch, ich hab mich vergewissert 😉
Viele Grüße
6. Mai 2013 at 16:00Sandra
Mit Kompromissen wie Mini-Quiches konnten wir auch gut leben.
Das mit der vertauschten Personenzahl ist natürlich weniger schön, aber wenn es gereicht hat, ist es nur halb so schlimm. Ich hoffe, man hat Euch auch nur weniger berechnet. 🙂
7. Mai 2013 at 06:43I loooooove Ersatzausrasten! …und überlege gerade fieberhaft, wie ich Onkel H. seine Videokamera (wie der Ostwestfale so schön sagt) entführen kann…sonst filmt der nämlich alles! Wirklich alles! Gabel im Mund und so, weißte bescheid 😉
6. Mai 2013 at 10:30Liebste Grüße vom Lieschen,
Susanne
Jemand mit guter Haftpflichtversicherung soll das Ding vor dem Essen kaputt machen! 🙂
6. Mai 2013 at 11:19So schön und wahr geschildert!
6. Mai 2013 at 09:32Liebe Miri,
und schon bin ich gleich wieder mittendrin in meinem Hochzeitstrauma 😉
Wir bekamen damals zwischen dem 1. und 2. Gang des Hochzeitsessens unsere Hochzeitszeitung präsentiert, angefertigt größtenteils von der (inzwischen zum Glück Ex-) Freundin eines Freundes. Die konnte sich diese Gelegenheit offenbar nicht entgehen lassen, mir einmal so richtig eins auszuwischen, die Hochzeitszeitung hatte den Titel: "Der Schöne und das Biest". Nur ein beherztes Eingreifen meiner Lieblingsschwester und ein doppelter Schnaps in der Bar des Restaurants hat damals einen richtigen Ausraster verhindert.
Es war zum Glück trotzdem ein wunderschöner Tag und wir sind jetzt im Mai seit unglaublichen 15 Jahren glücklich verheiratet und immer noch schwer verliebt.
Liebe Grüße,
Isabelle
6. Mai 2013 at 07:49Oh Mann, sowas Unverschämtes. Da hätte ich dann auch Schnaps gebraucht! Das klingt, wie eine schlechte Filmszene! Gut, wenn in solchen Momenten Lieblingsschwestern und Restaurantbars zugänglich sind, oder? 🙂 🙂
Alles Gute zum Hochzeitstag – wann auch immer im Mai der genau ist, man kann auch ganze Monate feiern, finde ich! 🙂
6. Mai 2013 at 07:53Ich musste gerade zweimal laut loslachen.
1. wegen dir liebe Miri – umheimlich lustig und erfrischend geschrieben.
und 2. wegen dir liebe Isabelle – in dem Moment sicher nicht lustig, aber die Unverschämtheit dieser Dame ist schon wieder so schlimm, dass sie lustig ist. Hoch lebe er Schnaps.
MENSCH, bin ich froh, dass wir alleine geheiratet haben 😉
Liebe Grüße,
7. Mai 2013 at 06:25Annie
Ich musste auch lachen wegen der Brautzeitung. Das klingt wirklich so grotesk, dass man es kaum glauben kann. Aber natürlich nur aus der Distanz!
7. Mai 2013 at 06:42Erst war ich ja auch ungefähr ein Jahr lang sauer, heute kann ich auch herzlich darüber lachen. Lieber eine miese Hochzeitszeitung, dafür eine tolle Ehe als umgekehrt 😉
Liebe Grüße,
Isabelle
14. Mai 2013 at 17:23