Geschmack ist eines der Wörter unserer Sprache, die mir Kopfzerbrechen bereiten. Ob das nur mein Eindruck ist oder ob es auch anderen so geht, weiß ich nicht, aber ich versuche es mal kurz zu erklären.
Geschmack bezeichnet doch eigentlich etwas, das grundsätzlich positiv ist und von dem vermutlich fast jeder behaupten würde, es zu haben. Und dennoch klingt es seltsam, wenn jemand sagt Ich habe Geschmack.
Geschmack haben wird fast immer in der Verneinung benutzt, der Ausdruck wird verwendet, um die Abwesenheit des eigentlich Positiven zu betonen. Dass jemand einen schlechten Geschmack oder sogar keinen Geschmack hat, dass etwas geschmacklos ist, hört man bedeutend öfter als das positive Pendant, denn um dieses auszudrücken, wird oft auf Synonyme ausgewichen.
Wieso ich das erzähle? Das hat mit meinem Nikolausgeschenk zu tun.
Seit Julie irgendwann im Sommer auf mat & mi den Geschmacksthesaurus vorstellte, wollte ich das Buch haben. Ich wollte auch in Kombinationen von Lebensmitteln schwelgen, neues ausprobieren und mich überraschen lassen. Aber der Titel schreckte mich ab. Geschmacksthesaurus klingt für mich überaus negativ, so negativ, dass ich das Buch niemals gekauft hätte. Denn auch wenn hier Geschmack natürlich nicht Stilempfinden ausdrückt, sondern es wirklich um den Sinneseindruck geht, bekomme ich bei dem Wort Magenkrämpfe. Das ist natürlich nicht gut, wenn man kochen und ausprobieren möchte.
Und nun? Im Original heißt das Buch Flavour Thesaurus. Problem gelöst.
Im Englischen gibt es ja die ausdrucksseitige Gleichsetzung des Schmecken-Geschmacks und des Stilempfinden-Geschmacks gar nicht, weshalb meine Magenkrämpfe, die ja vornehmlich vom Stilempfinden-Geschmack kommen, ausbleiben.
Der andere große Vorteil, den flavour gegenüber Geschmack hat, ist, dass flavour für mich viel mehr, als den eigentlichen Sinn des Schmeckens beinhaltet. Flavour eröffnet eine ganze Reihe von Sinneseindrücken, flavour kann ich nicht nur schmecken, sondern mit allen Sinnen erfassen.
Und so bin ich sehr glücklich, dass Herr Freund mir die englische Variante des Werkes geschenkt hat. Ich glaube zwar nicht, dass er meinen inneren Kampf mit dem Ausdruck Geschmack vollständig nachvollziehen kann, das können vermutlich die wenigsten und es ist auch nicht so wichtig. Diese innere Abneigung, die ich gegen manche Wörter habe, ist selbst für mich, die sie empfindet, schwer zu greifen, aber sie ist da.
Wie ist das bei Euch? Habt Ihr auch solche Abneigungen? Oder Zuneigungen? Gibt es Wörter (oder anderes), die Ihr gefühlsmäßig nicht mögt?
3 Comments
Mich hätte an dem Buchtitel im Zusammenhang mit Essen eher das Wort Thesaurus, als der Geschmack gestört.
Thesaurus geht für mich mit einem sinnlichen Geschmackserlebnis nu gar nicht zusammen. Ich denke dabei an staubige Lehrmittelzimmer (dort wo früher immer die Lehrtafeln aufgerollt standen), an Jurassic Park, an einen Korb mit Zitronen und an meine Mathelehrerin Frau Weiß.
Bei Geschmack denke ich eher an Schmackes, an Schmecken, an Koketterie… nichts wertendes oder Negatives.
Dafür finde ich andere Wörter komisch und schaffe es, sie mir so lange vorzusagen, bis ich mir beim Hinschreiben absolut sicher bin, die gibt es so gar nicht. Aber das ist ein ganz anderes Problem…
12. Dezember 2011 at 08:54Deine Abneigung gegen das Wort Geschmack kann ich nun nicht nachvollzeiehn, aber so grundsätzlich bin ich ganz bei dir. Es gibt Worte, da stellen sich mir die Nackenhaare auf… ganz normale Worte wohlgemerkt. Andere Worte git es, da sitze ich ewig vor unds schaue mir an, wie "ulki" sie sind und dass mir das noch nie aufgefallen ist :)! Wörter sind schon was Besonderes… Dieses Buch sieht auch besonders aus. Ich würde es allein schon deshalb haben wollen, weil es so schön ist. Mich treibt der Wunsch es zu streicheln :)! Und wenn der Inhalt dann nch stimmt…
7. Dezember 2011 at 10:21Was für ein großartiges Nikolausgeschenk! BRAVO an deinen Herrn Freund (ich will hier auch nicht meckern, dass ich ein großes Nichts bekommen habe…)!
7. Dezember 2011 at 09:58