Ihr wisst ja, ich stehe total auf dieses Internet. Ich entdeckte und lerne in diesem Internet neue Sachen, tausche mich dort mit Freunden und Fremden aus – und aus einigen dieser Fremden aus diesem Internet wurden inzwischen Freunde. Natürlich kaufe ich auch online ein und natürlich nutze ich es zu Recherchezwecken.
Und darum geht’s heute: Ich betreibe ziemlich viel Internetrecherche. In meiner Umgangssprache sind die Wörter googlen und (nach)gucken im Grunde zu einem Wort verschmolzen: guckeln. Ich bin ein Powerguckler. Ich guckle alles. Wieso auch nicht, das geht schnell und überall.
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Archivbild aus Maastricht. |
Die meiste Zeit stört mich das auch gar nicht. Es gefällt mir, dass ich mir schnell und unkompliziert Informationen beschaffen kann. Wie zuverlässig diese Informationen dann sind, muss ich zwar noch abwägen, aber das kann ich ziemlich gut.
Es gibt einen Bereich, in dem mein Recherchezwang langsam mich und auch mein Umfeld nervt: Ich kann in kein Restaurant mehr gehen, ohne es vorher zu googlen. Ich muss die Website inspizieren, nachschauen, ob die Facebook-Seite gepflegt wird und mir einige Testberichte von anderen Menschen durchlesen. Daraus forme ich dann mein eigenes Bild und entscheide, ob ich dort hingehen möchte oder nicht. Das gleiche gilt für Hotels, Läden und jede Menge anderer Einrichtungen, die man halt so guckeln kann.
Das ist jetzt für manche schon zu viel und sie schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wie man so etwas denn tun kann. Ich finde das bis zu diesem Punkt im Grunde aber vollkommen in Ordnung. Schließlich möchte ich meine Freizeit an Orten verbringen, die mir gefallen, und am Ende auch kein Geld für irgendetwas ausgegeben haben, dass, wenn wir bei den Restaurants bleiben, nicht schmeckt oder, bei anderen Freizeitveranstaltungen, sonst irgendwie blöd ist. Auch in fremden Städten, in denen ich mich nicht so gut auskenne, finde ich es sehr hilfreich, ein paar erprobte Anlaufstellen zu haben. Gerade in Großstädten ist das Angebot ja riesig.
Ich merke jedoch, dass ich beginne der Internetrecherche mehr zu vertrauen als mir selbst und auch meinen Freunden und Bekannten: Ich folge selten einfach so einer Empfehlung, sondern… ratet mal… ich guckle. Natürlich. Und wenn ich zum Beispiel vor einem Restaurant stehe, dass ich spontan entdeckt habe und das mir vom ersten Eindruck gefällt, gehe ich nicht einfach rein. Ich betreibe per Handy eine Kurzrecherche. Während ich davor stehe. Das ist schon ein bisschen bescheuert, oder?
Und nun? Naja. Ich werde immer ein Guckler bleiben. Das kann und will ich gar nicht komplett ändern. Ich möchte jedoch, dass ich ein besseres Gleichgewicht zwischen Recherche und Spontanität finde und meinem eigenen Urteil und meinen Freunden wieder mehr traue. Wie schaffe ich das? Keine Ahnung, ich springe dann wohl ins kalte Wasser und gehe einfach mal in Restaurants, die ich nicht meinem Hintergrundcheck unterzogen habe. Einfach so. Naja, einfach ist das für mich nicht. Aber ich schaff das. Vergangene Woche, als wir in der Schweiz waren, hat das sogar schon ein paar Mal geklappt.
Wie ist das bei Euch? Seid Ihr auch Powerguckler? Oder ganz spontan? Und habt Ihr Tipps für mich?
10 Comments
[…] und war mir bis dato gar kein Begriff. Da ich meiner Twitter-Timeline aber vertraue und ein erster Background-Check positiv ausfiel, rief ich wenige Minuten später an und reservierte einen Tisch für 2 für 9 […]
23. Juli 2017 at 08:05Ich fürchte ich bin auch ein Powerguckler – was nicht bei 3 auf dem Baum ist wird gegoogelt 😉
10. September 2014 at 15:31"Ich hab das dann kurz gegooglet" – bei dem Satz müssen meine Freunde schon immer lachen und neulich meinte jemand, das würde wohl noch auf meinem Grabstein stehen. Ich google alles. Auch Krankheiten. Ich google, wie man am besten Fliesenfugen wieder sauberbekommt genauso wie Gehaltsvorstellungen oder ob man Porzellanmalstifte auch auf Steingut verwenden kann. Ich google während des Films die Schauspieler ("Ach guck mal, DAHER kennen wir den!") und die Synchronsprecher (eine größere Herausforderung als das Googlen der Schauspieler!), ich google (Zitate aus meiner Google-History!): "Was ist günstiger, Trockner oder bügeln?", "Tag der Regenhose" (gibt es nicht), "Ich habe eine Wassermelone getragen" und "Which video games don't cause motion sickness".
Ich glaube, Google weiß ziemlich genau, was in meinem Leben gerade die aktuellen Themen sind, und manchmal erschreckt mich der Gedanke etwas. Ansonsten stört es mich nicht so sehr, das Restaurant-Googlen habe ich nämlich nicht so exzessiv und es schränkt mein Leben nicht wirklich ein. Auch vertraue ich nicht jeder Google-Antwort (v.a. im Bereich Krankheiten) und kann ganz gut abschätzen, welchen Infos ich Glauben schenken kann. Aber eigentlich finde ich es nervig, ständig das Smartphone in der Hand zu halten, vor allem in einer Konversation. Also habe ich mir vorgenommen, nur noch zu googlen, wenn ich allein bin! 😉 Bzw. eigentlich andersherum, nicht das Smartphone in die Hand zu nehmen, wenn ich in Gesellschaft bin.
Ich finde es nämlich auch etwas schade, wenn man wild diskutiert ("Wie war das noch damals im Film XY?") und dann wird die Diskussion schon nach 30 Sekunden von "Ich hab's gegooglet, es war so und so" unterbrochen. Die Tatsache, dass man immer alles sofort erfahren kann, kann halt auch nerven.
So, das war ein langer Kommentar. Du siehst, es war genau mein Thema. 😉
Liebe Grüße
21. August 2014 at 09:13Nele
Hallo Nele,
danke für deinen langen Kommentar – deine Suchanfragen haben mich echt zum Lachen gebracht, obwohl ich hier in meinen Blogstatistiken ja auch so einiges lesen darf. ("Na glücklich, geht auch vorbei" ist eine meiner all time favorites bei den Suchanfragen,die irgendjemanden auf meinen Blog geführt haben.
Extrem stört mich mein Googlen auch nicht, manchmal fass ich mir nur selbst an den Kopf und denke, dass das jetzt noch ein bisschen viel war. 🙂
Schauspieler und Synchronsprecher google ich übrigens auch gerne. Während der Film läuft mache ich das aber nur, wenn wir zu Hause einen Film schauen, im Kino würde ich jedem, der mit seinem Handy rumleuchtet, am liebsten etwas an den Kopf werfen. 🙂
LG
21. August 2014 at 11:15Liebe Miri,
du sprichst mir aus der Seele! Ich bin auch ein Powerguckler – nicht nur was Restaurants angeht, sondern einfach alles… Ich versuche gerade das bewusst zu reduzieren, da ich mir durch die immer vorhandene Option einfach alles nach zuschauen (Wie hieß der Autor des Buches noch gleich, das ich mir besorgen wollte? Wie war der Weg noch gleich – hab ich mir gar nicht gemerkt, weil ich sowieso über all mit dem Smartphone hin navigiere – ob ich den Weg eigentlich kenne oder nicht…usw usf) einfach nichts mehr merke.
Ich bin gespannt, ob es funktioniert, sich zum mehr selbst denken anzuhalten und auxh , wie du sagtest, mehr auf Empfehlungen von Freunden zu verlassen – ohne guckeln.
Liebste Grüße
21. August 2014 at 07:26Anni
Hallo Anni,
ja, man merkt sich weniger, das stimmt. Vielleicht hilft es wirklich, wenn man sich das ganz bewusst macht und deshalb versucht sich von vornherein wieder mehr zu merken. 🙂
Liebe Grüße
21. August 2014 at 11:11Liebe Miri,
21. August 2014 at 07:07mein Handy ist so URalt, dass ich damit nicht ins Internet kann… ich recherchiere schon viel im Internet, von zu Hause aus, aber nicht so sehr über die Restaurants u.ä. Restaurants haben eigene Facebook-Seiten? Nie gesehen. Aber über die Hotels z.B. informiere ich mich auch.
Ich glaube, du solltest dir in dieser Hinsicht ein Ziel setzen und Schritt für Schritt darauf zugehen. Wie dieses Ziel aussehen soll, kannst aber nur du entscheiden…
LG Natalia
Hallo,
21. August 2014 at 11:00eine Facebook-Seite gehört für mich zu einem gepflegten Online-Auftritt dazu. Ich finde das auch praktisch, z. B. um die Wochenkarte oder aktuelle Nachrichten zu teilen. Wobei mein Recherchehirn eine fehlende Facebook-Seite als weniger schlecht bewertet, als eine ungepflegte. Wenn man sich nicht darum kümmert, kann man es auch gleich lassen. Da differenziert mein Hirn dann doch recht stark. 🙂
LG
Ich bin auch Powerguckler und bin begeistert wie schnell ich an Informationen – vorzugsweise meine Arbeit oder mein Hobby betreffen – komme. Bei Restaurants etc. verlasse ich mich lieber auf persönliche Empfehlungen von Personen von denen ich weiß, dass sie einen ähnlichen Geschmack/Anspruch wie ich habe. Und auch beim guckeln von Krankheiten halte ich mich zurück – hier suche ich nur wenn ich gezielt etwas über eine eigene Erkrankung wissen möchte.
21. August 2014 at 07:05Liebe Grüße
Sabine
Krankheiten google ich auch nicht. Oder auch nur ganz selten, wenn ich wirklich was Konkretes wissen will – und selbst dann eigentlich lieber nicht, weil man doch auf sehr viel Hysterie stößt. 🙂
21. August 2014 at 07:17