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Eine Renovierung planen: 7 Schritte, die ich durchlaufe, bevor es tatsächlich los geht – am Beispiel Flur, der bald zum Dschungel wird.

Als wir vor vielen Jahren in unsere aktuelle Wohnung eingezogen sind, hatten wir ganz andere Prioritäten als die Renovierung des Flurs und so strichen wir ihn erstmal weiß, kauften nicht ganz hässliche Leuchten, hängten Garderobenhaken auf und irgendwann wurde eine Wand noch türkis. Das muss sich, so langsam, mal ändern und deshalb beschreibe ich heute Anhang des Flur-Beispiels meine sieben Schritte, die ich vor jeder Renovierung durchdenke1. Notwendigkeit des Renovierens erkennen bzw. Unzufriedenheit mit dem Status Quo
Bevor man überhaupt ans Renovieren denkt, muss man natürlich erkennen, dass es notwendig ist.
Notwendig, weil das Alte einfach nicht mehr gut aussieht oder notwendig, weil man sich am Alten sattgesehen hat. Beides ist für mich wichtig, nur weil etwas noch gut ist, hat es nicht automatisch die Berechtigung zu bleiben, wenn es mich tagtäglich nervt. Nichtsdestotrotz versuche ich, wenn ich mich nur sattgesehen habe, nicht sofort große Maßnahmen einzuleiten, sondern zunächst kleinere Sachen zu verändern. Das können Bilder und Wohnaccessoires sein, oder die Möbel müssen einfach ein wenig umgestellt werden. Wenn das alles nichts hilft, müssen früher oder später aber doch tiefgreiferende Maßnahmen ergriffen werden. Dann sollte man sich fragen, wieso

Wie gesagt: Der Flur war bisher etwas vernachlässigt und hab nur eine oberflächliche Behandlung erfahren, um das Schlimmste etwas zu kaschieren. Umstellen oder neu streichen reicht also nicht. Es muss richtig renoviert werden.


2. Bedürfnisanalyse
Wichtig für die Planung des neuen Looks des Raums ist, dass man sich klar macht, welche Bedürfnisse er erfüllen muss. Zum Beispiel fragt man sich, ob man hier viel Stauraum braucht (wenn ja, wofür?) oder ob hier ohnehin keine Sachen gelagert werden? Oder: Muss die Beleuchtung bestimmte Anforderungen erfüllen? Das ist natürlich für jeden Raum anders und ich könnte hier unendlich viele Sachen aufzählen.
Die Anforderungen werden am besten als Liste geführt, die dann später (beim Punkt 5) abgehakt werden kann.

Wir brauchen etwas mehr Stauraum für Schuhe und eine neue Lösung für die Garderobe, denn aktuell ist sie hinter der Tür und das ist sehr unpraktisch. Außerdem muss diese furchtbare Struktur-Tapete der Vorbewohner weichen und die Leuchten sollen unbedingt von der Wand an die Decke wandern! Ein großer Spiegel ist auch Pflicht.

3. Bestandsaufnahme
Es gibt Dinge, die kann man bei der Renovierung nicht ändern, zum Beispiel die Lage der Türen und Fenster, die Deckenhöhe usw. Die Funktion des Raums ist ebenfalls meist vorgegeben und damit auch ein Teil des Mobiliars. Man muss also festlegen, was bleibt bzw. bleiben muss, was man weiterverwenden kann und was raus muss / darf. Hierbei sollte man auch das Budget bedenken: Was kann und will man überhaupt neu anschaffen und wo lohnt es sich vielleicht doch, dem alten Möbel noch eine zweite Chance zu geben.

Unser Flur ist kein idealer Raum. Er ist lang und schmal, bekommt kein direktes Tageslicht und jede Wand wird unterbrochen von insgesamt 6 Türen und einem Einbauschrank. Dazu kommt noch die recht geringe Deckenhöhe in der ganzen Wohnung. 
Hallelujah. Jackpot. Träumchen. Nicht. 


Am unbefriedigendem Schnitt des Flurs und der Lage der Türen werden wir nichts ändern können, wir wollen allerdings die Wandfläche bestmöglich nutzen. Die Garderobe soll an die breiteste Wand wandern und ihr gegenüber soll der Spiegel liegen. Ein weißes Schuhregal haben wir, es reicht aber nicht aus. Der vorhandene Spiegel ist ebenfalls nicht ausreichend groß und gefällt uns auch nicht mehr gut. Der Telefontisch passt nicht mehr zu unserem Stil und wird einem schwarzen Leiter-Regal, das ich vor einiger Zeit gekauft habe, weichen müssen. Die Türen des Einbauschranks sind mintgrün gestrichen, was wir voraussichtlich auch so lassen möchten.


Die Wände werden wir ab- und neu tapezieren müssen, wir brauchen also auf jeden Fall schlichte und schöne Tapete

4. Ausgangs- bzw. Ankerpunkt für die Planung festlegen
Aus der Bestandsaufnahme ergibt sich oft ein Ausgangspunkt für die Planung. In einem Schlafzimmer wird das Bett den zentralen Raum einnehmen, deshalb sollte die Gestaltung des Raums dazu passen. In anderen Räumen können dies andere Möbel sein, es kann sich aber auch baulich ergeben, wenn zum Beispiel eine Fensterfront den Raum dominiert oder eine schöne Nische danach schreit, in Szene gesetzt zu werden. In diesem Fall kommt jetzt auch gleich Punkt 5.
Falls dies alles jedoch nicht der Fall ist (oder die Vorgaben so neutral sind, dass sich daraus keine Richtung andeutet), stellt man oft fest, dass diese Freiheit ein zweischneidiges Schwer ist: Man ist frei, alles so zu gestalten wie man will, aber man muss auch herausfinden, wie man denn alles will.
In solchen Fällen gibt es nur eins: Recherche und Inspiration suchen! Blogs, Zeitschriften, Websites, Kataloge, eine Runde im Baumarkt oder im Möbelhaus drehen … Das alles hilft bei der Entscheidungsfindung. Manchmal verliebt man sich auch plötzlich in irgendein Möbelstück oder auch nur in eine Farbe oder einen Stil und weiß dann, dass sich der Rest darum drehen muss. Bei Entscheidungsschwierigkeiten können verschiedene Moodboards helfen, die dann aber nicht so detailliert ausfallen wie das, das ich gleich in 5 beschreibe.

Auf Tapetensuche habe ich mich online unsterblich in eine wild gemusterte Dschungeltapete verliebt. Ja, wirklich. uberhusband war zunächst alles andere als begeistert, lässt aber mit sich reden, wenn er ein schlüssiges Gesamtkonzept bekommt. Ich bestelle ein Tapetenmuster.


Auch wenn es auf den ersten Blick nicht sinnvoll scheint, einen sehr kleinen Raum mit einer bunten und dunklen Tapete zu versehen, halte ich daran fest. Die Dschungeltapete wird nicht nur zum Ankerpunkt, sondern direkt zu meinem Statement Piece, dem raumdominierenden Element, an das sich die restliche Planung anlehnen muss. 


Das ganze Farbkonzept ergibt sich aus der Tapete, natürlich ergänzt durch viele Weiß und einige schwarze Elemente.

Farbschema für Renovierung



5. Passende und sinnvolle Ergänzungen zum Ankerpunkt finden
Wenn man seinen Ankerpunkt hat, ist die halbe Arbeit schon geschafft, denn nun muss man nur noch dazu Passendes finden. Hierbei muss neben der Optik (farblich und vom Stil her passend) natürlich der Zweck beachtet werden.
Ziemlich gut eignet sich ein Moodboard, auf dem man passende Gegenstände und Farben um seinen Ankerpunkt gruppieren kann. So visualisiert man seine Ideen und kann immer wieder Sachen herausschmeißen bzw. hinzufügen. Wenn man sich entscheiden hat, kommt wieder die Liste mit den Anforderungen an den Raum zum Einsatz: Wenn ein Punkt erfüllt wurde, wird er abgehakt.
(Kurze Warnung: Immer das Budget im Blick behalten!)

Die Garderobe soll an der Dschungel-Wand ihren Platz finden. Da uberhusband sich, völlig zu recht, dagegen wehrt, dass die Dschungeltapete raumhoch geklebt wird, werden wir diese voraussichtlich nur ca. 1,90m hoch kleben und den Übergang mit einem hellen Holzbrett versehen, an dem auch die Garderobenhaken befestigt werden können. Unter der Garderobe findet das Schuhregal Platz.


Zusätzlich benötigen wir raumsparende Schuhregale für den Bereich hinter der Tür. Wir schauen uns verschiedene wandmontierte Schränke mit geringer Tiefe an und entscheiden uns für günstige, schlichte, schwarze.


Der benötigte Spiegel soll möglichst hoch sein und gegenüber der Dschungelwand montiert werden. Wir entscheiden uns für ein schlichtes Modell mit schmalem Alu-Rahmen.


Viel schwieriger ist die Beleuchtung: Bisher sind in unserem Flur zwei Wandleuchten, die uns aber nicht gefallen. Wir wollen eine Deckenleuchte. Aufgrund der geringen Raumhöhe entscheiden wir uns, nach langem Hin und Her, für Strahler. Um diese zu montieren muss uberhusband entweder Schlitze stemmen oder einen neuen Anschluss aus der Verteilerdose legen. (Das kann er, weil er gelernter Elektriker ist! Bei Stromsachen bitte auf jeden Fall einen Fachmann hinzuziehen und ggf. auch mit dem Vermieter besprechen, bevor Ihr sowas macht!) Nach noch mehr Hin und Her wählen wir ein Schienensystem, das wir notfalls um den ein oder anderen Strahler erweitern können.

6. Feinschliff
Wenn alle notwendigen Elemente geklärt sind, geht es an den Feinschliff: ergänzende Wohnaccessoires finden – und immer noch im Budget bleiben. Letzteres ist manchmal gar nicht so leicht. Eventuell können in diesem Schritt nochmal einige kleinere Änderungen vorgenommen werden, aber am Grundkonzept wird nicht mehr gerüttelt. Falls Euch hier gar nichts einfällt, könnt Ihr diesen Schritt auch auf nach der Renovierung verschieben.

Wir wählen zunächst keine Prints usw. aus, da wir a) sowieso nicht mehr viel Wandfläche haben und b) uns sehr sicher sind, dass wir da mal spontan etwas finden.


Ein Punkt, den wir noch ergänzen möchten, sind weitere Lichtquellen: An der Garderobe soll die Dschungelwand durch einige flache Spots erhellt werden, die gekoppelt mit der Deckenbeleuchtung geschaltet werden. (uberhusband übernimmt wieder den Elektroanschluss.)

7. Umsetzung planen
Nun kann es losgehen. Je nach Umfang der Renovierung und handwerklichem Geschick muss ein Zeitraum für die Arbeiten gewählt werden. Hier sollte man lieber großzügig kalkulieren, denn meistens dauert es doch länger als geplant. Also vielleicht bauen wir nicht zwei Tage bevor wir ein fünfgängiges Menü zubereiten müssen, die Küche ab und reißen auch besser nicht das Gästezimmer zwei Tage bevor Schwiegermutter auftaucht komplett auseinander (oder doch und wir buchen ihr ein Hotel)…
Ich finde es auch hilfreich, bereits alles einzukaufen bevor es losgeht, damit ich nicht mitten im Baustellenchaos auch noch in den Baumarkt fahren muss – aber hin und wieder kommt das natürlich trotzdem vor…

Wir müssen abtapezieren, die Beleuchtung neu verkabeln, neu tapezieren, die Garderobe montieren und natürlich auch die neuen Schuhschränke. Das wird dauern. Unser Standardsatz „Das machen wir zwischen Weihnachten und Neujahr“ wird also nicht ganz zutreffen, aber fast.
Da ich bereits vor Weihnachten Ferien habe, werde ich dann abtapezieren. Nach den Feiertagen kann uberhusband dann die restlichen Aufgaben übernehmen und ich helfe natürlich. Bestenfalls ist bis Silvester alles gelaufen.


Die Beleuchtung, die neuen Schuhregale und die Garderobenhaken haben wir schon gekauft, alles andere besorgen wir möglichst auch vorher. Lediglich mit dem Spiegel warten wir evtl. noch etwas, da wir hierfür ein größeres Auto zum Transport brauchen.



Puh! Das war ein langer Blogpost, aber es gibt eben viel zu bedenken, bevor man sich ans Werk macht. Ich freue mich auf die Weihnachtsferien, in denen ich dieses Jahr also auch (wieder) viel renovieren werde. Ich bin total gespannt, wie mein Dschungelflur dann aussieht, in meiner Vorstellung wird er grandios!

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1 Comment

  • Reply Anonym

    Bin schon supergespannt aufs Ergebnis!
    Tolle Tapetenwahl!! 🙂

    Liebe Grüße, Steffi

    25. November 2015 at 09:14
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