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Rezension: Anders kochen von Sören Anders

Oh nein, ich bin ein furchtbarer Mensch. Zuerst kommt ein ellenlanger Prolog zur Rezension eines Kochbuchs und dann dauert es fast eine Woche, bis die Rezension folgt. Das tut mir leid. Aber jetzt geht’s auch für diejenigen los, denen meine Mutation zum Bridezilla vollkommen egal ist:
Wie fand ich denn nun Anders kochen von Sören Anders?

Damit hier nicht das Chaos ausbricht, habe ich meine Rezension in für mich wichtige und sinnvolle Untergruppen gegliedert, die ich jetzt nach und nach abarbeiten werde: 
Mein erster Eindruck, die Fotos, die Rezepte, weitere Extras im Buch und zu guter Letzt die hard facts.

Mein erster Eindruck
Im Vergleich zu anderen (Food-)Bloggern bin ich, was Koch- und Backbücher angeht, sehr bescheiden. Gezieltes Kochbuch-Shopping gibt es bei mir nicht und ich habe auch keine Kochbuch-Wunschliste mit meinen Favoriten. Wenn ich kaufe, dann spontan und vor allem nach der Optik, denn ich kann natürlich nicht widerstehen, wenn ich ein besonders schön gestaltetes Exemplar entdecke. 

Und ich bin ja auch so ein kleiner Tatscher. Ich tatsche alles an. (Menschen mal ausgenommen.) Wenn sich etwas blöd anfühlt, ist es raus, deshalb ist der erste Eindruck nicht nur visuell sondern auch haptisch.

Beim Auspacken fällt mir auf, dass das Kochbuch einen schön stabilen Einband hat und die Seiten auch aus etwas festerem Papier sind. Das gefällt mit gut, weil ich mit meinen Kochbüchern nicht gerade zimperlich umgehe. Die liegen in der Küche mitten im Kochgeschehen herum und kriegen schon mal den ein oder anderen Fleck ab. Außerdem kritzle ich Anmerkungen zu den Rezepten hinein und finde es deshalb angenehm, wenn das Papier der Seiten stark genug ist, damit mein Mehr Salz! oder Bei Dinkelmehl blablabla! nicht von den Vorspeisen bis zum Dessert durchdrückt. 

Beim ersten Durchblättern fällt mir außerdem auf, dass im Buch viele Fotos sind. Das gefällt mir, weil ich unbebilderte Rezepte nicht ausstehen kann und neben einem Tatscher auch ein Gucker bin.
Die Fotos

Die Fotos in Anders kochen zeigen nicht nur das fertige Gericht, sondern fast immer gibt es vor dem Rezept ein Foto der wichtigsten Zutaten. Das ist nichts Neues, zumindest kenne ich es von vielen Blogs, aber es gefällt mir trotzdem einfach gut, dass diese Beziehung zwischen den Zutaten und dem fertigen Gericht hergestellt wird. Die Zutaten werden zumeist von oben fotografiert und man findet den verwendeten Untergrund im Foto des fertigen Gerichts wieder. Die Untergründe haben es mir und dem kleinen Tatscher in mir sehr angetan. Ich glaube, da wurde ein kleiner Ausflug zum Baumarkt gemacht und allerhand an OSB- und Holzplatten, Steinfliesen, Waschmaschinenmatten und anderem lustigen Baumaterial zusammengesammelt. Als bekennender Fan und Schreck des Baumarkts und Oberflächenstreichler ist das natürlich voll mein Ding.
Neben den Fotos der Zutaten und der fertigen Gerichte gibt es auch einige Collagen und Portraits von Sören Anders, die sich gut eingliedern, lustig und manchmal ein bisschen ironisch sind. Das ist gut so, denn es verhindert, dass das ganze zu einer aufgeblasenen Ego-Nummer verkommt. Mit 3 Hühnern auf einem Thron aus Eiern sitzen oder Äpfelchen ohne Hände vom Baum futtern? Find ich gut, kann man ruhig mal machen.
Die Rezepte
Eigentlich sind die Rezepte in einem Kochbuch ja das Wichtigste und all die Sachen wie Fotografie und Haptik, denen ich so große Bedeutung beimesse, sind Beiwerk, das jeder individuell bewerten kann. Ob die Rezepte gut zusammen gestellt und auch in der heimischen Küche umsetzbar sind, unterliegt zwar auch noch immer individuellen Faktoren wie Geschmack und Geschick, aber wenn hier etwas wackelt, ist das für das Ziel eines Kochbuchs ja doch reicher an Konsequenzen als ein labberiger Einband.

Topinamburschaum mit Lachs (im Original mit confiertem Lachs, bei mir mit Räucherlachs)

Was für Rezepte sind da also drin, in diesem Kochbuch von Sören Anders?
Ich gebe zu, ich habe mich beim Lesen der Pressemitteilung zu Anders kochen ziemlich ertappt gefühlt, weil eine Passage sehr genau meine Gedanken beschreibt. Dort heißt es:

Sein erstes Kochbuch. „Noch eines“, wird manch einer sagen. Es gibt doch schon so viele und alle wollen sie anders sein. Obwohl er doch Anders ist! Deshalb heißt es „Anders Kochen“. Jetzt denken wahrscheinlich viele: Da bin ich aber mal gespannt, was der Anders so alles anders macht. Mit welchen in drei Leben nicht nachkochbaren Rezepten er uns wohl beglücken wird? Badisch-Hessische Molekularküche? – Nein, ein bisschen Elementarküche.


Und so ist es dann auch: Kein Schischi in Kugelform aus Pipetten, die im Stickstoff dampfen, sondern ziemlich normales, leckeres, regionales Essen, das bodenständig und trotzdem nicht langweilig ist.

An den Rezepten gefällt mir gut, dass regionale, vielfältige Zutaten verwendet werden, die trotz aller Vielfalt noch greifbar sind und ich nicht bei jeder dritten nachdenken muss, was das denn schon wieder sein soll, wie das schmeckt und wo ich es bekommen könnte.

Die Rezepte sind in 9 Kategorien aufgeteilt (Vorspeisen, Dressing, Suppen, Vegetarisches, Fisch, Fleisch, Soßen & Co., Dessert und Backen & Co.) und sehr verständlich erklärt. Die Zutaten- und Mengenangaben sind übersichtlich angeordnet, sodass man auf einen Blick sieht, was man braucht. Die Mengenanhaben waren bei den wenigen Gerichten, die ich  bisher nachgekocht habe, in Ordnung – außer beim Snikkers im Glas, das wir kurzerhand in Geile Scheiße umbenannt und zum Weihnachtsdessert erkoren haben: Hier war die Menge viel zu viel und wir mussten noch bis Silvester die Reste vernichten. Ein schweres Schicksal, aber wir haben es gemeistert.

Snikkers im Glas – so lecker, aber auch so mächtig und so viel!

Die Extras im Buch


Rezepte und Fotos sind ja der Standard für jedes Kochbuch, deshalb komme ich jetzt noch zur Kategorie Extras – also all die Sachen, die Anders kochen hat, die andere Kochbücher vielleicht nicht haben.

Zu vielen Rezepten gibt es konkrete Wein-Tipps, was mir gut gefällt, weil ich ja gerne Wein trinke und ein bisschen Abwechslung nicht schaden kann. Im Anschluss an den Rezeptteil findet sich auch eine Übersicht mit Weingütern bzw. den Bezugsquellen der Weine. Außerdem gibt es eine (regionale) Da kauf‘ ich ein-Übersicht, die für mich durchaus interessant ist, weil ich ja hier in der Region lebe.

Außerdem gibt es ein kleines Verzeichnis in dem Zutaten, die vielleicht nicht jeder kennt, kurz erklärt werden und ein kurzes Glossar zum Küchenlatein. Beides hätte ich nicht unbedingt gebraucht, da mir nur wenige Begriffe unbekannt waren, aber da diese beiden Info-Kapitel (mit Bildern) zusammen nur 10 Seiten umfassen, schaden sie natürlich auch nicht. Und würde ich nicht schneller googlen als blättern, hätte ich dort herausgefunden was Ras el Hanout ist und nicht auf irgendeiner Website.

hard facts

Anders Kochen von Sören Anders ist im Info Verlag (Lindemanns Bibliothek Band 205) erschienen, hat 224 Seiten, 152 Fotos und kostet 19,95 Euro.

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2 Comments

  • Reply Olivenernte und so weiter

    Snikkers im Glas, yummy yummy deine Rezension hört sich gut an, da muss ich definitiv mal das Buch anschauen!
    Christina

    16. Februar 2014 at 21:39
  • Reply Ray

    Snikkers im Glas ist der Hammer, oder?:) Ich glaube, damit begücke ich demnächst meinen Mann 🙂

    16. Februar 2014 at 19:57
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