Ich trage fernlanekid relativ viel in der Trage rum. Sie mag das, ich mag das und es tut uns beiden gut. Ich mag, dass fernlanekid in der Trage ganz nah bei mir ist und sich so gut wie immer zufrieden an mich kuschelt – es sei denn, sie guckt sich wie ein Erdmännchen um. Das ist megasüß und ich feiere, dass sie so neugierig ist. Ich mag auch, dass ich zwei Hände frei habe, wenn fernlanekid in der Trage ist, und dass sie nicht irgendwie verkrampft und asymmetrisch auf mir hängt.
Vielleicht weite ich das Tragethema mal an anderer Stelle noch aus, denn im Moment geht es mir um etwas ganz anderes. All die Menschen, die mir so im Alltag begegnen, sehen mich in den letzten Monaten vor allem mit einem vorgeschnallten Baby – und das scheint viele zu irritieren. Einige reagieren mit abartig blöden Kommentaren („Wie die Affen!“), andere sind natürlich der Meinung, dass das Kind so verwöhnt wird. (Das ist Blödsinn, natürlich.) Beides geht mir auch ziemlich weit am Allerwertesten vorbei, aber es gibt einen dritten Kommentar, der sich häuft, und über den ich eine Weile nachdachte:
„Da müssen Sie aber aufpassen, dass Sie noch etwas geschafft kriegen, wenn Sie immer das Kind an sich haben.“
Mir ist klar, was gemeint ist: Den Haushalt schmeißen, ihn geschafft kriegen, während uberhusband arbeitet und ich ja ohnehin zu Hause bin. Wäsche waschen, trocknen, zusammenlegen und wegsortieren, aufräumen, staubsaugen, putzen, auch kochen, spülen, all das eben.
Elternzeit nicht Haushaltszeit
Über diese Aussage dachte ich also nicht nach, weil ich sie nicht verstand, sondern eher, weil ich ihr nicht zustimme: Meine Aufgabe in der Elternzeit ist es mich um fernlanekid zu kümmern. Dafür habe ich meinen Beruf zeitweise aufgegeben, dafür erhalte ich Elterngeld. Nicht für das Aufräumen der Küche oder das Putzen der Bäder. Das stand auch vor dem Baby auch alles schon an, genau wie der Rest des Haushalts. (Die Wäsche wurde lediglich etwas mehr und man muss diese Fläschchen tatsächlich von Hand spülen. Eine Frechheit.)
Daran, dass uberhusband und ich beide gemeinsam für diesen ganzen Haushaltskram verantwortlich sind, hat sich nichts geändert. Stichwort: Gleichberechtigte Partnerschaft. Das bedeutet bei uns nicht zwangsläufig, dass wir immer genau gleich viel machen, das hing schon immer viel von äußeren Bedingungen ab.
Solche und solche Tage
Es gibt Tage, an denen fernlanekid viel schläft, auch viel außerhalb der Trage, oder unter dem Spielbogen liegt und gerne für sich alleine gegen die Dinge, die sie da so bestaunen kann, haut. Es gibt also Tage, an denen wasche ich 5 Maschinen Wäsche, lasse den Staubsauger fahren und wische direkt hinterher den Boden, räume die Spülmaschine aus und ein und wieder aus und wieder ein, koche für abends vor und backe noch einen Kuchen.
Und es gibt Tage, an denen schläft das Baby gar nicht, außer ich gehe ruhig und pausenlos auf und ab, wiege und schaukle sie, füttere sie in vollkommen bekloppten Zeitabständen (ergo: ständig) und wiege und schaukle wieder, während ich ruhig auf und ab gehe. So Tage, an denen die Wäsche der Maschine, die ich morgens um 7 optimistisch angestellt habe, noch darin rumgammelt, wenn uberhusband nach Hause kommt, und der Hund überall Dreck verteilt, den der Staubsaugroboter nicht weg kriegt.
Ich kriege an beiden Tagen geschafft, was derzeit meine Aufgabe ist, die Augabe für den ich meinen Beruf zeitweise aufgegeben habe: Ich versorge das Baby bestmöglich. Alles andere ist die Kür.
Für mehr Familien- und Freizeit
Auch wenn ich wirklich nicht gerne all diesen Haushaltskram mache, bin ich oft froh, wenn wir hier Tage haben, an denen ich einiges erledigen kann. Ich finde es nämlich durchaus schön, wenn uberhusband nach Hause kommt und wir Zeit als Familie verbringen können. Oder wenn er dann mal alleine Zeit mit unserer Tochter verbringen kann, während ich auf meiner Yogamatte liege oder mit dem Hund rausgehe. Oder wir, irgendwann mal wieder, mehr Zeit als Paar haben. Das ist mir für uns alle lieber, als wenn wir dann noch gemeinsam oder einzeln die ausufernden Trümmer des Tages beseitigen müssen.
Es ist aber eben nicht meine Aufgabe den Haushalt geschafft zu kriegen, während uberhusband arbeiten ist. Ich kann auch vollkommen selbstverständlich auch an den Tagen, die gut laufen, Dinge liegen lassen und mich auch mit etwas beschäftigen, das mir Spaß macht und mir gut tut, während das Baby schläft. Nur weil ich meine Erwerbsarbeit für den Moment aufgegeben habe, ist nicht automatisch sämtliche Haus- und Care-Arbeit in meinen Bereich gewandert.
goodbye and fernwell,
Miriam
(Sollte mir jetzt aufgrund der einleitenden Tragegeschichte jemand sagen wollen, dass man auch ganz toll mit dem Baby in der Trage den Haushalt erledigen kann: so not the point.)
14 Comments
Liebe Miri!
30. Oktober 2019 at 16:16Danke für deine Worte und ich bin total bei dir! Ihr zwei seid ein Team und bietet der kleinen Maus eine tolle Familie mit einer wunderbaren Version dessen, was man Augenhöhe und Partnerschaft nennt. Es ist erschreckend bis maximal verstörend, mit welchen Kommentaren man aus dem Umfeld oder auch von wildfremden Menschen konfrontiert ist. Die Erziehung von Kindern wird nach wie vor viel zu gering gewürdigt und das bisschen Haushalt, dass wirf Frau ja mit Links. Es braucht Paare wie euch, die ihren eigenen Weg gehen und mit den Rollenmodellen brechen. Es braucht Texte wie deinen, die anderen Mut machen und bestärken, den eigenen Weg zu gehen und eben nicht dem Anspruch von Außen zu entsprechen. Weiter so! Ihr macht das spitze!
Danke für diesen Text! Der hat mir (selbst momentan in Elternzeit und mit selbstgemachten Haushaltsstress ausgestattet) grade den Kopf grade gerückt.
18. Oktober 2019 at 00:24Genau so isses! Manchmal helfen die richtigen Worte in der richtigen Reihenfolge den Blickwinkel wieder vernünftig zu justieren.
Ich liebe dich für diesen Text. Warum verstehen andere das nicht?
17. Oktober 2019 at 20:47Ich bin Zuhause für das Baby 🤗nicht für den Haushalt🙄
Und an dieser Stelle muss ich meinen Mann loben, der den Haushalt neben seinem Job erledigt und auch noch Zeit für die Familie hat. 🥰
Leider werde ich deswegen oder kritisiert, dein Mann geht doch schon arbeiten und dann noch den Haushalt? Babys machen auch arbeit ob ich sie mir nun umschnalle oder nicht
Vielen Dank für diesen Text…gleich erstmal den Link weiterleiten 👍
Toller Text. Sehe das ganz genauso und versuche das auch anderen frischen Müttern zu erklären, die denken sie müssten immer einen perfekt geführten Haushalt haben!
17. Oktober 2019 at 15:38„Hear, hear“. So viel wahres und richtiges in einem Blogpost hab ich selten gelesen.
17. Oktober 2019 at 12:21Ich muss mich nur selber auch gerne mal zwischendurch dran erinnern!
17. Oktober 2019 at 09:56Ich habe deinen Beitrag zufällig angezeigt bekommen! Danke! Genau so ist es!
17. Oktober 2019 at 09:54Danke dir!
17. Oktober 2019 at 09:55Ach, ich liebe Dich für solche Posts!
16. Oktober 2019 at 16:51Ich finde es so schrecklich, wie oft von Paaren ein gewisses in den Köpfen festgeklöppeltes Rollenbild erwartet wird.
Ich höre so oft „Ach, das ist ja toll, dass Dein Mann Dir im Haushalt hilft!“ und bin dann jedes Mal irritiert, weil diese Wortwahl ja bedeutet, dass der Haushalt mein Job ist (oder offensichtlich sein sollte). Immer und immer wieder sage ich dann „ähm… ne… das ist genauso sein Haushalt. Er erledigt die anfallenden Aufgaben genauso wie ich. Müsste er in einer Singlebude doch auch. Nur weil wir zusammen wohnen (und verheiratet sind) ist das doch nicht in meinen Aufgabenbereich gewandert.“
Das ist genau die Einstellung, weshalb ich dir so gerne folge!
Danke!
LG
Katrin
Danke dir. 🙂
17. Oktober 2019 at 09:55Die Kommentare, die du bekommen hast, haben mich so hart getriggered weil ich meinen Tragling gerade ebenfalls den ganzen Tag im Tuch habe. Auf Rat meiner Hebamme, die überhaupt nicht der Meinung ist, dass man Babys überhaupt verwöhnen kann.
16. Oktober 2019 at 16:35Das ist ja auch vollkommener Bullshit, den Menschen, denen selbst ne Runde im Tragetuch gut tun würde, von sich geben.
17. Oktober 2019 at 09:54Word!
16. Oktober 2019 at 15:33Danke 🙂
17. Oktober 2019 at 09:54