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what the fern / Gleichberechtigte Partnerschaft: Wieso ich mit meinem Mann nicht „Glück gehabt“ habe.

what the fern: Millennials, die Häuser für Hunde kaufen

„Du hast mit deinem Mann so Glück gehabt“, ist ein Satz, den ich schon oft gehört habe und ein Satz, von dem mir leicht übel wird. Will ich jetzt meinen Mann und meine Beziehung dissen? Nein. Bestimmt nicht. Beide sind prima. Was nicht prima ist, sind die Gedanken, die in dieser Aussage versprachlicht werden.

uberhusband hat noch nie im Haushalt geholfen

Schauen wir mal den Kontext an, in denen dieser Satz fällt: In der Regel geht es darum, dass uberhusband irgendwas im Haushalt macht. Wäsche waschen oder Staub saugen oder den Wocheneinkauf oder bügeln, irgendwas, das eben so anfällt. Manchmal heißt es das auch konkret: „Du hast so Glück, dass dein Mann im Haushalt hilft.“ Und da wird mir gleich noch ein bisschen mehr übel. Mein Mann hat mir nämlich noch nie im Haushalt geholfen. Da es unser gemeinsamer Haushalt ist, ist es nur logisch, dass wir beide verschiedene Aufgaben erledigen. Zumindest ist das für uns logisch. Für viele ist das so außergewöhnlich, dass da einfach eine gehörige Portion Glück im Spiel sein muss.

Ebbe in der Sockenschublade

Dabei hat das mit Glück nichts zu tun. Es hat damit zu tun, dass wir eine gleichberechtigte Partnerschaft führen. Wir haben das im Grunde nie als Konzept besprochen, sondern es war und ist für uns selbstverständlich. In unserem Fall heißt gleichberechtigt auch nicht, dass wir alles 50:50 aufteilen, sondern, dass jeder in seinem Rahmen die Dinge erledigt, die eben anfallen. Es gibt kein Konzept und keinen Plan, der dies regelt. Das tut der gesunde Menschenverstand und manchmal, wenn keiner Zeit und Lust zum Wäsche waschen hatte, regelt es das letzte saubere Paar Socken im Schrank. In solchen Momenten wünschen wir uns dann übrigens beide einen Plan und verbindliche Zuständigkeiten. Aber das funktioniert für uns nicht. Wir fahren mit der konzeptlosen Variante so gut, dass uns jeder Versuch, zu reglementieren, unzufrieden werden lässt.

Selbstverständlich und doch bewusst herbeigeführt

Dass das bei uns einfach so, ohne Konzept und Plan, läuft, ist vielleicht Glück. Eine gleichberechtigte Partnerschaft zu führen, ist es nicht. Das ist unsere Einstellung, unser Mindset und unsere Überzeugung. Da bin nicht ich die Glückliche (oder die Beglückte), sondern es ist, bei aller Selbstverständlichkeit, die es für uns hat, ein von beiden Seiten bewusst herbeigeführter Zustand.

Wenn mir jemand sagt, ich habe ja so ein Glück mit meinem Mann, will ich ganz oft patzig entgegnen: „Vielleicht hast du mit deinem auch einfach Pech gehabt.“ Aber das würde uns wohl alle nicht weiter bringen.

goodbye and fernwell,

Miriam

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8 Comments

  • Reply life on fernlane - what the fern / Den Haushalt geschafft kriegen in der Elternzeit - life on fernlane

    […] für diesen ganzen Haushaltskram verantwortlich sind, hat sich nichts geändert. Stichwort: Gleichberechtigte Partnerschaft. Das bedeutet bei uns nicht zwangsläufig, dass wir immer genau gleich viel machen, das hing schon […]

    16. Oktober 2019 at 14:57
  • Reply Rike

    Genau der Spruch kam Mittwoch noch. Ich liege mit Grippe flach und selbst Toast in den Toaster zu schieben ist anstrengend. Dementsprechend bleibt mein Teil der Hausarbeit am Mann hängen und er macht alles ohne zu murren. Ganz selbstverständlich. Nebenbei kümmert er sich noch um alles andere, das ich dank der Seuche nicht schaffe. Besorgt Medikamente, geht einkaufen etc. Nach einem „du hast da aber echt Glück mit deinem Mann“ habe ich die Dame dann gefragt, was sie denn macht, wenn ihr Mann krank ist. Sie zählte diverse Aufgaben auf, was sie kocht und tut und macht und ergänzte ein „selbstverständlich“. Auf die Frage, wieso das denn nicht in beide Richtungen selbstverständlich sein kann, wusste sie dann auch nichts mehr zu sagen.
    Ein „ich lass einfach alles so weiter laufen und die Alte kann selbst gucken, wie sie klar kommt“ gibts bei uns einfach nicht und erschreckend wäre es nur, wenn es eben nicht so wäre.

    9. März 2018 at 05:34
    • Reply miriam von fernlane

      uberhusband zieht seit 2 Wochen alle bei den Fitbit-Wettkämpfen ab, weil er viel mehr mit dem Hund geht, weil ich dank Seuche ja auch die meiste Zeit auf dem Sofa liege. Und natürlich bleibt alles andere auch an ihm hängen, denn ich hänge ja auf dem Sofa. Dass es Beziehungen gibt, in denen das nichtmal im Krankheitsfall gegeben ist, ist traurig.

      10. März 2018 at 09:18
  • Reply DragonDaniela

    Vielleicht hätten solche Leute es auch einfach verdient ihnen genau das zu sagen. Schöner Text 😀

    8. März 2018 at 21:48
  • Reply Bina

    Sehr guter Post! Leider heute immer noch nicht bei vielen angekommen 🙁

    8. März 2018 at 18:12
  • Reply Simone

    Super Text! So wird das auch hier konzeptlos selbstverständlich gehandhabt. Und das schätzen wir sehr!

    8. März 2018 at 17:47
  • Reply Anni

    Oh, da hast du ja so recht! Ihr habt euch ja sicher nicht zuletzt weil ihr zu Werten und gesellschaftlichen Dingen ähnliche Meinungen habt, gefunden. Ich bin ganz bei dir und finde uberhusband wäre eben nicht uberhusband, wenn er den Knall noch nicht gehört hätte.
    Aber womit ihr beide vielleicht doch Glück habt, ist, dass sich das im Alltag so gut ausleben lässt. Denn leider ist der Wille nicht das einzige, was nötig ist und es sind noch längst nicht alle Gegebenheiten geschaffen. Beispiel? Frag mal meinen Herzensmann nach Elternzeit. Da wird er nur müde Lächeln. Und das hat gar nichts mit seiner Einstellung zu tun. Deshalb hoffe ich, dass bald noch mehr Männer den Knall hören und endlich Lösungen gefunden werden. Und bis dahin, knall ich meinen Unmut immer wieder und wieder vor die Lätze derer, die es sich so herrlich bequem gemacht haben, in ihrer kuschligen Frauenfeindlichkeit.

    8. März 2018 at 14:52
    • Reply miriam von fernlane

      Ja, da hast du Recht: Wir haben Glück, dass das alles in unserem Alltag so passt. Ob das bei Themen wie Elternzeit und allgemein Zeit zur Betreuung eines Kindes alles noch so hinhauen würde, wie wir uns das vielleicht wünschen würden, wissen wir nicht. Aber auch da hast du Recht: Es muss knallen und es müssen Lösungen her!

      8. März 2018 at 15:04

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